Unter dem Begriff Stadtgrün subsumiert man in der Landespflege alle Freiräume in
urbanen, industriellen und dörflichen Siedlungsgebieten. Das heißt alles, was
nicht bebaut ist. Die öffentlichen Freiräume werden dabei unterschieden in
allgemein öffentliche Freiräume wie Plätze, Fußgängerzone und so, zweckgebunden
öffentliche Freiräume wie Kinderspielplätze und bedingt öffentliche
Freiräume wie zum Beispiel auch das Abstandsgrün im sozialen Wohnungsbau.
Neben den öffentlichen Freiräumen gehören zum Stadtgrün aber auch alle
privaten Freiräume, das heißt zum Beispiel Hausgärten, aber auch
Dachterrassen und Dachbegrünungen. Stadtgrün, dieser Begriff ist also sehr
weit gefasst und beschreibt nicht unbedingt immer nur Grünes oder
Natürliches. Auch eine geteerte Straße ist ja nicht bebaut, also Stadtgrün
trotzdem. Was aber verstehen wir unter Natur in der Stadt? Ingo Kovarik
unterscheidet vier Arten von Natur. Natur der ersten Art sind dabei Reste der
ursprünglichen Naturlandschaft, die man zum Beispiel noch in auerbereichen
finden kann. Die bäuerliche Agrarlandschaft wird als Natur der
zweiten Art verstanden. Dass wir diese als natürlich empfinden, beruht auf
unseren aus der Romantik stammenden Vorstellungen als Natur vom Menschen
durch seine Nutzung gestaltete Landschaft. Natur der dritten Art sind
alle gärtnerischen Anlagen. Landschaft wie sie bei der Natur der
zweiten Art noch durch den Nutzen der Menschen entstanden ist, soll hier durch
bewusste gärtnerische Tätigkeit geschaffen nachgebildet werden.
Natur der vierten Art schließlich ist alles auf vom Menschen geschaffenen
Standorten von selbstwachsenden. Was den menschlichen Einschlussfluss trotzt, wenn
dieser intensiv ist oder sich allmählich in einer sukzession freie
Flächen erobert, wenn die Beeinflussung ausbleibt.
In Bezug auf die Pflanzenwelt werden synonym zur Natur der vierten Art
die Begriffe Spontanvegetation oder auch Ruteralvegetation verwendet. Im
Gegensatz zur angepflanzten Vegetation, die ja der Natur der dritten Art
entspricht. Auch der Begriff Stadtnatur ist also auf diese Art sehr breit
definiert. Haben wir unter Stadtgrün zunächst alle Freiräume verstanden,
zusammengefasst, so können wir als Stadtnatur alle unversiegelten Freiräume
verstehen. Nur diese unversiegelten Freiräume mit ihrem zumindest möglichen
Bewuchs aus angepflanzter und oder spontaner Vegetation sollen im
folgenden das Thema sein. Werfen wir nun einen Blick auf die
historische Entwicklung des Stadtgrüns. Im Mittelalter stand die Nutzung der
Natur noch ganz im Vordergrund der Naturgestaltung. In den Klöstern
entstanden dabei erste Ansätze einer Gartenkultur. Der quadratische Freiraum des
Kreuzganges wurde häufig als Heilkräutergarten genutzt.
Dieses Bild des Karthäuserklosters in Nürnberg, in dem ja heute das Germanische
Nationalmuseum untergebracht ist, zeigt ja doch einige Bäume und hier in der
linken unteren Ecke sehen wir die quadratischen Beetanlagen, die damals
typisch waren. Auch das Bürgertum schuf Nutzgärten in der Stadt, so weit es der
Platz zuließ und wich ferner vor die Tore der Stadt aus. Dies ist die älteste
Darstellung eines Gartens im Nürnberger Burgfrieden. Die Abgrenzung des
öffentlichen vom privaten durch solche Zaungeflechte aus Ruten bzw. Gärten war
ausschlaggebend für unseren heutigen Begriff Garten.
In Nürnberg entwickelte sich ein regelrechter Kranz von solchen
Bürgergärten vor den Toren der Stadt, der Zirkuli Viridari genannt wurde,
insbesondere im Norden, können wir das gut sehen.
Neben den Nutzgärten entstanden im Besitz der Herrschaftshäuser im späten
Presenters
Michaela Ise
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:29:49 Min
Aufnahmedatum
2005-05-04
Hochgeladen am
2017-07-06 15:34:57
Sprache
de-DE
Gibt es Natur in der Stadt? Am Beispiel der Stadt Erlangen werden verschiedene Ansichten der Natur gegeben. Alle Freiflächen in Städten sind Raum für Stadtgrün, für Natur in der Stadt. Diese Natur wird im Folgenden von zwei Seiten beleuchtet: Geplantes und Wildes. Nach einem historischen Blick auf die Geschichte der Garten- und Grünflächenkultur werden unsere heutige Vielfalt der geplanten Freiraumtypen sowie die Artenvielfalt des Gärtnergrüns in Abhängigkeit von Modeströmungen dargestellt. Beide sind Grundlage für die Artenvielfalt der städtischen Spontanvegetation, die jene des Umlandes deutlich übersteigt und die innerhalb der Städte klaren strukturellen und sozioökonomischen Mustern folgt. Die Vielfalt der städtischen Spontanvegetation ist sowohl in ihrer Quantität als auch in ihrer Qualität Ausdruck des menschlichen Einflusses. Zuletzt wird auf die Bedeutung des Stadtgrüns eingegangen, wobei wieder Geplantes und Wildes zusammenwirken. Dem Stadtgrün werden heute zahlreiche Funktionen abverlangt.